BürgerInitiative Hochwasser- und Naturschutz

Altrip e.v.

Ich muss es mir wohl eingestehen: Das Spazierengehen rund um Altrip ist mir mehr und mehr vergällt, weil ich diesen überall herumfliegenden Müll kleineren und größeren Ausmaßes nicht mehr ausblenden kann.

Eigentlich verbindet mich eine lange Familiengeschichte mit meinem Dorf, viele Wege sind mir seit Kindertagen vertraut. Aber es versetzt uns in große Ohnmacht, wenn wir unser Zuhause so respektlos, gedankenlos verschmutzt anschauen müssen. Der Zustand quält und beschäftigt mich.

Inspiriert vom Rhein-Clean-up mit den Grünen bin ich dann das erste Mal mit meinem 20-Liter-Müllbeutel an einem Sonntagvormittag im Herbst losgezogen und meinen unmittelbaren Radius sammelnd abgegangen, der sich vom ehemaligen Gasthaus „Zum Karpfen“ über die alte Obstbaumwiese zum Rhein und dann, die Runde vervollständigend, zurück über den Damm erstreckt. Ich brachte einen vollen Sack mit nach Hause und stopfte ihn in unsere Restmülltonne.

Meine "Müllsammel-Aktion", zu der mich niemand eingeladen hat ...

Ich merkte, dass mir dieses eigenhändige Eingreifen guttat und ich besagte Strecke bei der nächsten Fahrt mit meinem Fahrrad schon etwas beherzter und erleichterter fuhr – obwohl dann schon wieder neue Bonbonpapiere, Taschentücher etc. Teile meines Weges säumten.

Für die Weihnachtsferien hatte ich mir dann zusammen mit meinem Mann vorgenommen, die ohnehin stattfindenden Spaziergänge mit dem Müllsammeln zu verbinden.

Am zweiten Weihnachtsfeiertag fuhren wir mit unseren beiden Töchtern – wahrhaft zur Ehre Gottes und unserer Mitgeschöpfe in Wald und Feld – los, an einem unserer Lieblingsorte in Altrip, nämlich um und am Jägerweiher Müll zu sammeln. Dieses Mal brachten wir neben den zwei handlichen 20-Liter-Haushaltsmüllbeuteln zwei große feste Säcke mit. Wir parkten am Ende des Gewerbegebiets und legten dann auf dem festen Feldsträßchen, vorbei am Rexhof Richtung Seen los.

Meine "Müllsammel-Aktion", zu der mich niemand eingeladen hat ...Meine "Müllsammel-Aktion", zu der mich niemand eingeladen hat ...

Ein herrlicher Wintermorgen, die Sonne schien, und wir befreiten Quadratdezimeter um Quadratdezimeter unserer Spur von Plastikverpackungen, Glas- und Plastikflaschen, Zigarettenverpackungen und giftigen Zigarettenkippen, Einweggeschirr und -besteck, vollen Kinderwindeln, Hundekot in Plastiktüten, …, um das Wesentliche zu nennen.

Besonders unten am See, entlang seines Ufers mit den kleinen Buchten, also angesichts purer Naturschönheit, war uns allen bewusst, welchen Frevel Menschen begehen, wenn sie nicht begreifen, wie sehr sie hier Gast sind.

Letztlich macht es meines Erachtens aber keinen Unterschied, ob Menschen einen Quadratdezimeter Erde innerhalb eines Naturidylls oder innerhalb der Wiese zu einem angrenzenden asphaltierten Parkplatz schänden. Da wie dort verbirgt sich mannigfaches pflanzliches und tierisches Leben, dessen Existenz wir wie nie zuvor bestaunen und schützen sollten.

Ich beschloss, diese Notiz hier zu verfassen, weil ich mir irgendwie vorstelle, dass eigentlich viele meiner Mitmenschen ähnlich berührt sind von besagten Zuständen vor unserer Haustür.

Ich möchte Euch daher alle ermutigen, so etwas Simples wie das Müll-Beseitigen auf unseren vertrauten und uns oft beschenkenden Wegen selbst in die Hand zu nehmen. Denn Aufregen allein bringt wenig. Und das Beglückende daran ist, wir tun es für die jedem von uns anvertraute Heimat Erde, und wir entledigen uns ein bisschen des Gefühls, ohnmächtig mit ansehen zu müssen, wie alles Schöne ruiniert wird.

Der gesammelte Müll darf beim Bauhof bestimmt mit vorheriger Absprache abgegeben werden.

Stefanie Adamer   |   Altrip, 27. Dezember 2020


Wir meinen, das ist gelebter Naturschutz und zur Nachahmung empfohlen!

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